Blasius Blick Kaufbeuren
2. Preis
2. Preis in zusammen Arbeit mit OLA Architekten und Lex-Kerfers Landschaftsarchitekten
Modellquartier „Blasius Blick“: klimagerechtes, naturnahes Wohnen
Das Ziel des Bebauungsvorschlags für das neue Quartier am Blasiusberg ist es, ein Angebot an zeitgemäßen Wohnformen und attraktiven Freiräumen für die Stadt Kaufbeuren zu schaffen, das den bestehenden Charakter des Ortes durch eine intensive Auseinandersetzung mit der Bestandssituation aktualisiert.
So nimmt das neue Quartier Raumkanten und Bezüge der Umgebung auf und verknüpft die angrenzenden Nachbarschaften über ein räumlich differenziertes Netz an Freiräumen und Durchblicken miteinander. Es entsteht ein durchlässiges Quartier mit vielfältigen Aufenthaltsqualitäten, eindeutigen Wegebeziehungen und einer prägnanten Freiraumstruktur, in der der Märzenbach und bestehende Großbäume eine identitätsstiftende Rolle übernehmen.
Das Entwurfskonzept für das Modellquartier Blasius Blick sieht ein Ensemble aus 5-eckigen Baukörpern in 3 verschiedenen Hauptgeometrien vor. Durch Orientierungen an Raumkanten und Straßenfluchten entstehen abwechslungsreiche Räume mit Ausblicken in die das Grundstück einsäumende Natur, historische Strukturen und angrenzende Nachbarschaften.
Bebauung: Ausgewogene Balance zwischen Dichte, Urbanität und Freiraumangeboten mit den Qualitäten einer naturnahen Siedlung
Die Höhenstaffelung der Baukörper reagiert auf die Umgebung und akzentuiert das Ensemble im Spannungsfeld zwischen der Kemptener Straße im Westen, des Biotopraums am Märzenbach und dem aufragenden Blasiusberg im Osten. Ein Spiel zwischen drei uns sechs Geschossen respektiert die Ausblicke der bestehenden Bebauungen und verleiht dem Quartier gleichzeitig einen starken eigenen Charakter.
Der Auftakt des neuen Quartiers findet sich entlang der Kemptener Straße. Hier wird
die Lücke mittels zweier Baukörper geschlossen, um die bestehende Reihung fortzusetzen. Durch einen Rücksprung von der Straßenkante und die Setzung eines Solitärbaumes wird die Zufahrt zum Gebiet markiert.
Konstruktiv setzen die neuen Baukörper auf eine sehr nachhaltige Kombination aus Holz- Massivbau in den Obergeschossen und einem Betonbau in den Erdgeschoss- und Hangzonen. Die Bauweisen erlauben ein hohes Maß an Vorfertigung, was einen effizienten Bauprozess, sowohl zeitlich, als auch in den Kosten erwarten lässt.
Die Fassaden artikulieren sich über Vor- und Rücksprünge aus Balkonzonen und Loggien und schaffen eine angenehme Verzahnung der Wohnungen mit der Umgebung.
Die Sockelgeschosse artukulieren sich über kerngedämmte Betonfassaden, die starke Ro- bustheit gegenüber dem von Wasser geprägtem Grundtück bieten.
Die Obergeschosse bekommen eine hinterlüftete, lasierte Holzfassade, die den Baukörpern eine hochwertige, identitätsstiftende Haptik verleiht.
Das „einfache“ Bauen sollte eine große Rolle spielen, was für klimatisch träge Bauteile durch hohe Speichermasse und angemessene Fensterflächen spricht. Durch natürliche Lüftung der Räume sollte die Komplexität der Gebäudetechnik aus Gründen der Wartungsfreiheit und Nachhaltigkeit gering gehalten werden.
Nutzung: effiziente Wohnformen für eine angenehm durchmischtes Wohngebiet
Die Einzelhäuser gliedern sich in ein System aus 3-4 Spännern mit einer atmosphärischen Atrium-Erschließung. Die Grundrisse enthalten eine Erschließungsspange um den Treppenhauskern herum, die durch eine angemessene Tiefe Möglichkeiten für vielseitige Möblierung bietet.
Die Wohnräume mit Essplätzen und Küchen haben einen starken Außenbezug und wer- den durch die polygonale Gebäudeform, immer über zwei Seiten belichtet. Balkonzonen sprigen verspielt vor und zurück und erlauben mittels Einschnitten von Loggien einen guten Innen/Außen Bezug und spannende Ausblicke in die Umgebung und auf die Kirche St.Blasius.
Lagerräume und Abstellplätze für Fahrräder und Kinderwägen sind in den Erd- und Hanggeschossen angeordnet und richten sich immer zu den Sonnen-abgewandten Bereichen des Grundstücks aus, um den Wohnungen ein Maximum an Qualität zu überlassen. Die Baukörper stehen 30cm über der Geländeoberkante, was eine privatisierung der individuellen Freibereiche in den Erdgeschosszonen erlaubt. Der Außenraum überbrückt diese Höhensprünge sanft, sodass das gesamte Gebiet barrierefrei erschlossen werden kann.
Der Baukörper längs zur Straße schafft über eine Überhöhung des Hanggeschosses für die Energiezentrale eine Hochparterre-Situation zum Straßenraum.
An der Gebietszufahrt wird ein angemessen großer Gemeinschaftsraum für alle BewohnerInnen platziert, die Vorzone schafft eine Aufweitung mit Solitärbaum und Baumbank im sonst sehr verkehrsorientierten Straßenraum.
Außenraum: Wohnen mit dem Märzenbach
Die polygonale Form und Verdrehung der Baukörper zueinander bewirkt eine gute Belich- tungssituation der Wohnungen und vielfältige Blickbezüge zum Märzenbach und unter anderem zum Blasiusberg. Die Baukörper reagieren individuell auf die topografische Lage und den Grünbestand und bilden dennoch ein Ensemble mit hohem Wiedererkennungswert.
Das gesamte Quartier ist verkehrsberuhigt. Stellplätze sind dezentral jeweils den Gebäu- den zugeordnet. Ein differenziert ausgebautes Wegenetz sorgt für die Durchlässigkeit des Quartiers und eine gute Vernetzung mit der Umgebung, insbesondere mit der Altstadt. Das gesamte Areal steht als informeller Spiel- und Aufenthaltsraum für die Bewohner zur Verfügung.
Nutzungsschwerpunkte sind der zentral gelegene Dorfplatz, der Sandspielbereich mit Stangenwald, der Schattenplatz an der Mauer am Fuß des Altstadthangs. Der Gemeinschaftsraum am Quartierseingang an der Kemptener Straße erhält einen kleinen Vorplatz mit Großbaum als Entree.
Der Märzenbach wird durch Renaturierungsmaßnahmen, kleinere Aufweitungen und partielle Bepflanzung der Uferbereiche ökologisch aufgewertet. Bei Starkregenereignissen wird das abfließende Oberflächenwasser in Mulden entlang des Bachlaufs gesammelt und gedrosselt abgeführt.
Den Erdgeschoss-Wohnungen sind kleine private Freibereiche zugeordnet, die informell über niedrige und spielerisch gesetzte Bepflanzungen abgegrenzt sind. Die übrigen Wohnungen in den Obergeschossen verfügen über Loggien und Balkone.
Erschließung: verkehrsberuhigtes, barrierefreies Wohngebiet
Die Haupterschliessung des neuen Wohngebiets erfolgt von der Kemptener Straße
über eine ca. 10% geneigte Zufahrtsrampe.
Diese mündet in einem zentralen Raum, der eine Insel mit einigen PKW Stellplätzen beinhaltet. Diese Fläche kann optional auch flexibel als kleiner Platz für einen regionalen Markt oder kleine Veranstaltungen durch die BewohnerInnen genutzt werden.