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Schwabenleite in Neuhaus Adelsdorf

3. Preis

In Arbeitsgemeinschaft mit:

Prof. Johannes Kappler, Architektur und Städtebau GmbH

studio B Landschaftsarchitektur

Für die Siedlungserweiterung von Neuhaus Adelsdorf ist die Weiterentwicklung der komplexen dörflichen Struktur mit der ortstypischen Typologie der Hofanlage. Diese Strategie ermöglicht es, das Baugebiet Schwabenleite als selbstverständlichen Teil der bestehenden städtebaulichen Morphologie und nicht als autonome Siedlung in Erscheinung treten zu lassen. Gleichzeitig bietet die Typologie der Hofanlage vielfältige Möglichkeiten, nachhaltige Formen des privaten Wohnens in der Hof- und Dorfgemeinschaft abzubilden, ohne zukünftige Bewohnerinnen und Bewohner bei der Realisierung ihrer individuellen Wohnbedürfnisse zu überfordern. Hiermit zeigt der Bebauungsvorschlag neben der präzisen Abstimmung auf den konkreten Ort auch einen prototypische Lösungsansatz für die Bauwende im ländlichen Raum.

Optimale Vernetzung mit der bestehenden Dorfstruktur und dem offenen Landschaftsraum unter Ausbildung eines markanten Ortsrands

Die städtebauliche Setzung der Hofanlagen ist so gewählt, dass eine optimale Vernetzung mit der angrenzenden Dorfstruktur und dem umgebenden Landschaftraum realisiert werden kann. Die Erschließung der Hofanlagen erfolgt aus Osten auf kürzestem Weg über den Seitenarm der Neuhauser Landstraße. Von Westen führen grüne Fugen zwischen den Hofanlagen den Landschaftsraum bis an den bestehenden Dorfrand, sodass für die heutigen Bewohnerinnen und Bewohner der besondere Bezug zur Natur erhalten bleiben kann. Die Lage der grünen Fugen ermöglicht die Integration der ortsprägenden Landschaftselemente wie dem Obstbaumhain und eine fußläufige Verbindung zwischen der Ortsdurchfahrt und den Feldwegen.

Die Kindertagesstätte wird direkt an den Ortrand platziert. Sie bildet als öffentliches Gebäude das neue Entree von Neuhaus Adelsdorf nach Süden und vervollständigt die markante Reihe historischer Sonderbausteine vom Wasserschloss Neuhaus im Norden über die St. Matthäus-Kirche im Zentrum. Zugleich wird die Kindertagesstätte Teil einer markanten Dorfsilhouette, die sich durch die Abfolge der Baukörper in den Hofanlagen mit Vorderseiten zum Landschaftsraum ergibt.

Durch die Anordnung von Parkscheunen entlang des Seitenarms der Neuhauser Landstraße können die Hofflächen weitestgehend frei von Autoverkehr gehalten werden. Sie lassen sich ideal an zukünftig sich verändernde Mobilitätskonzepte anpassen.
Gleichzeitig ist aber eine Anfahrbarkeit der individuellen Wohneinheit sichergestellt. Aufgrund der Geschossigkeit der Wohngebäude ist eine Anfahrt durch die Feuerwehr nur übergeordnet notwendig. Auch die Andienung der Müllabfuhr kann direkt von der Neuhauser Landstraße erfolgen, da die Müllsammelstellen in den Parkscheunen angeordnet sind.

Morphologische und typologische Verwandtschaft mit historischen Hofanlagen vor Ort

Die Konfiguration der neuen Hofanalagen für neues Wohnen im dörflichen Kontext basiert auf einer Weiterentwicklung bestehender Hofstrukturen in der unmittelbaren Nachbarschaft. Sie bieten eine sozial überschaubare Größe sowie eine dorfkernartige Dichte. Hierdurch gelingt es im Hinblick auf Maßstab, Typologie und Morphologie des Ortes vielfältige Beziehungen zwischen Bestand und Neubau zu etablieren. Der Typus der Scheune als landwirtschaftliches Betriebsgebäudes wird als Referenz für die Unterbringung der privaten PKW genutzt, während die angrenzenden Wohnhäuser als Vorbild für die Doppel- und Reihenhäuser sowie den Geschosswohnungsbau dienen. Alle Zugänge sind zur inneren Hoffläche orientiert, die als zentraler, identifikationsstiftender Gemeinschafts- und Kommunikationsraum dient.

Ausnutzung der Topografie für eine eindeutige Adressbildung und ein in die Hanglage integriertes Parksystem

Die Einzelgebäude in den Hofanlagen sind so platziert, dass einen dörflich geprägten Sozialraum formen. Zudem folgen sie den bestehenden Höhenlinien in einer Weise, dass eine weitestgehende barrierefreie Erschließung erzielt wird. Durch die Setzung der Baukörper parallel zu den Höhenlinien entsteht ein differenziertes Angebot an Wohnungstypologien mit einer Nord-/Süd- sowie Ost-/Westausrichtung, die mit einer Vorderseite zum bestehenden Dorfrand und Landschaftsraum orientiert sind. Die Lage der Parkscheunen ist so gewählt, dass die natürliche Topografie für eine Integration der Parkebenen in den Landschaftsraum ohne aufwendige Rampenanlage ausgenutzt werden kann.

Informelle Nachbarschaften mit Möglichkeitsräumen zum Do-it-Yourself neben den
gemeinschaftlichen Hofanlagen

Eine Besonderheit der vorgeschlagenen Dorferweiterung ist, dass es neben den definierten Hofanlage auch kollektive Plätze für die Aneignung von Räumen für informelle Eigeninitiativen der Bewohnerinnen und Bewohner gibt. Diese Möglichkeitsräume zum Do-it-Yourself sind in den grünen Fugen verortet und über eine indirekte Wegebeziehung miteinander verknüpft. Vorstellbar wäre der Selbstbau von Baumhäusern im Wäldchen ganz im Norden, das Anlegen einer Bolzwiese, die Weiternutzung des Gartenhauses im Obstbaumhain als Remise, das Anlegen von Gemüsefeldern mit einer Gartenküche oder einem Backhaus, die Errichtung eines Spielhauses an der Kita oder das Hinzufügen eines Pavillons am Krötenweiher.

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